Geschichte des FP

Im Jahr 2011 feiert der Dachverband polnischer Organisationen in Österreich, das Forum der Polen, den zwanzigsten Jahrestag seiner Gründung. Aus diesem Anlass möchten wir die Geschichte unseres Verbandes kurz in Erinnerung rufen, ebenso auch die Menschen und Organisationen, die durch ihr Wirken zu seinem Fortbestand und seiner Weiterentwicklung beigebracht haben.

Das erste wichtige Datum in dieser Geschichte war der 11. September 1990. An diesem Tag traf sich eine Initiativgruppe von Vertretern polnischer Organisationen in Österreich zum ersten Mal, um eine gemeinsame Interessensvertretung ins Leben zu rufen. Es waren dies Danuta Nemling und Romuald Luks (Verband von Polen in Österreich „Strzecha“), Bolesław Karwat und Wojciech Witkowski (Verband von Polen in Österreich „ZPA“), Andrzej Balko, Jerzy Wandel, Wacław Pomorski (Verband Polnischer Kultur „SPK“), Marian Gomułka (Koordinationsrat Polnischer Unabhängigkeitsorganisationen), Liliana Niesielska (Verein der polnisch-österreichischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit „POL-AUSTRIA), Pfarrer Jan Mazurek (Polnische Kirche auf dem Rennweg), Mieczyslaw Graf Ledóchowski (unabhängiger Interessensvertreter der Auslandspolen) und Marek Wagner (Konsularabteilung der polnischen Botschaft in Wien ).

Es wurde beschlossen, für den 10. Oktober 1990 eine Versammlung von Vertretern auslandspolnischer Verbände einzuberufen, um die Gründung einer gemeinsamen Organisationsplattform zur Vertretung der Interessen der in Österreich ansässigen Polen vorzuschlagen. An diesem Treffen im Lokal „Emaus“ nahmen rund 80 Personen teil, die polnische Vereine und Klubs aus ganz Österreich vertraten. Die Initiative, ein „Forum“ zu gründen, wurde von allen Anwesenden begrüßt, ebenso auch der Vorschlag, mit der Funktion des Präsidenten Mieczysław Graf Ledóchowski zu betrauen, der sich im Laufe der Jahre um die Vertretung der Interessen von Auslandspolen in Österreich stets besonders verdient gemacht hatte.
Das nächste Treffen fand am 22. März 1991 statt. Bei dieser Versammlung wurde ein Regelwerk für das Forum der Polen in Österreich ausgearbeitet und verabschiedet und Mieczysław Ledóchowski in seiner Funktion als Vorsitzender bestätigt – eine Funktion, die er bis zum Jahre 1997 innehielt.

Die Staatspräsidenten Österreichs und Polens, Dr. Kurt Waldheim und Lech Walesa, wurden vom Obmann des Forums über die Gründung dieses Verbandes, seinen Tätigkeitsbereich und seine Tätigkeitsformen schriftlich informiert. Die Tatsache, dass eine derartige Gemeinschaft Polnischer Organisationen in Österreich formell ins Leben gerufen wurde, fand sowohl in Polen selbst, als auch in zahlreichen auslandspolnischen Kreisen auf der ganzen Welt ein breites Echo.
Olgierd Budrewicz schrieb in seiner Korrespondenz aus Wien u.a.: „In Österreich ansässige Polen, die 22 Organisationen mit unterschiedlichen Profilen und Interessensbereichen vertreten, haben beschlossen, ihre Zwistigkeiten und ihren Hochmut an den Nagel zu hängen, ihre gegenseitigen Kränkungen aus dem Gedächtnis zu löschen und eine Plattform für gemeinsames Handeln zu definieren. Sie haben einen „Schirm“ in Gestalt eines Forums aller Polen ins Leben gerufen. Jede der teilnehmenden Organisationen hat ihre Eigenständigkeit behalten, doch haben alle zugleich auch die Notwendigkeit eines gemeinsamen Agierens erkannt.“

In den ersten Jahren wurden die Grundsätze, nach denen das Forum funktionierte, durch das ursprüngliche Reglement geregelt. Auf Antrag der meisten Mitglieder verabschiedete die Generalversammlung im Jahre 1993 eigene Statuten, die mit Entscheid der Bundespolizeidirektion Wien vom 27. Dezember des gleichen Jahres bestätigt wurden. Damit erhielt der Verband Polnischer Organisationen in Österreich, das „Forum der Polen“ ab diesem Zeitpunkt Rechtspersönlichkeit.
Die Jahre vergingen. Zwei Mal gab es einen Wechsel in der Funktion des Obmannes: in den Jahren 1997-1999 war es Sławomir Tomaszewski, in den Jahren 1999-2001 Piotr Radowski, seit 2001 ist es Andrzej Lech, der diese Funktion bekleidet.

Die Zusammensetzung und die Anzahl der Mitgliedsorganisationen änderte sich im Laufe der Zeit ebenfalls: es gab Vereine, die ihre Tätigkeit beendeten, neue wurden gegründet, einige Organisationen beendete ihre Mitgliedschaft. Eine neue Generation von aktiven Personen ist auf den Plan getreten, viele großartige Menschen sind von uns gegangen. So haben wir unter anderen von unserem langjährigen Vorstandsmitglied Bolesław Karwat, sowie von Jerzy Wandel und Marian Gomułka Abschied nehmen müssen.

Das Forum der Polen ist während seines gesamten Bestehens überaus aktiv gewesen, es verfolgt stetig und konsequent all jene Ziele, die den Initiatoren vor zwanzig Jahren vorgeschwebt sind und bereichert seine Tätigkeit laufend durch neue Aufgaben, die die Zeit eben mit sich bringt.

Gemäß den Statuten besteht die Hauptaufgabe des Forums der Polen darin, eine gemeinsame Interessensvertretung der in Österreich ansässigen Polen wahrzunehmen. Diese gemeinsame Vertretung soll die Interessen der Polen in ihren Kontakten mit österreichischen, polnischen und internationalen Institutionen umfassen, ohne dabei in die inneren Angelegenheiten einzelner Gruppierungen einzugreifen. Darüber hinaus richtet sich das Forum der Polen nach den Regeln der allgemein gültigen Demokratie und ist weltanschaulich und politisch neutral.

Das Forum der Polen macht es sich zur Aufgabe, die Bande zwischen den in Österreich ansässigen Polen und der Republik Polen zu fördern, sowie die Erfüllung der bürgerlichen Pflichten gegenüber der Heimat und der Wahlheimat zu unterstützen. Überdies strebt es die Erhaltung des nationalen Bewusstseins und der moralischen Verpflichtungen Polen gegenüber, die Pflege der Muttersprache und der polnischen Kultur, sowie die Entwicklung guter Beziehungen zwischen den beiden Ländern und Völkern an.

Folgende bedeutende Errungenschaften der langjährigen Tätigkeit des Forums möchten wir an dieser Stelle nennen:

  • Koordination der alljährlich veranstalteten Tage der Polnischen Kultur in Österreich
  • Initiierung regionaler Integrationstreffen von Auslandspolen in ganz Europa
  • Inangriffnahme von Bemühungen, eine Änderung der Wahlordnung zum Polnischen Sejm und Senat dahingehend herbeizuführen, dass ein Wahlkreis für polnische, im Ausland ansässige Staatsangehörige geschaffen wird
  • Unterzeichnung eines österreichisch-polnischen Abkommens betreffend eine soziale Absicherung – mehrere Organisationen haben sich hierfür eingesetzt
  • Unterstützung des Antrags auf Abschaffung der Doppelbesteuerung Aktive Teilnahme am Prozess des Polens zur Europäischen Union.

Die Delegierten der Mitgliedsorganisationen unseres Dachverbandes treffen einander ein Mal jährlich auf der Generalversammlung, sowie bei der Sitzung der Vorsitzenden der einzelnen Organisationen, wo sie wesentliche Angelegenheiten, die das Leben der in Österreich lebenden Polen betreffen, diskutieren und diesbezüglich entsprechende Beschlüsse fassen. Bei der Generalversammlung im Jahre 2009 wurden Änderungen zu den Statuten unseres Verbandes beschlossen, unter anderem wurde die Kadenz der Organe des Dachverbandes auf drei Jahre erweitert und festgelegt, dass nur Organisationen, die im Zentralen Vereinsregister in Österreich eingetragen sind, ordentliche Mitglieder des Dachverbandes sein können.

Zu den regelmäßigen Treffen des Vorstandes des Forums werden auch Vertreter jener Organisationen eingeladen, die nicht Mitglieder des Verbandes Polnischer Organisationen in Österreich sind.

Das Forum der Polen in Österreich ist Mitglied der Europäischen Union von Auslandspolen.